ΓΝΩΘΙ ΣΑΥΤΟΝ oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde

Herausgegeben von: Karl Philipp Moritz, Karl Friedrich Pockels und Salomon Maimon
Digitale Edition herausgegeben von Sheila Dickson und Christof Wingertszahn


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<Fortsetzung der Nachricht für die Freunde des Erziehungs-Instituts zu Dessau.>

welche in diesem Geschäft Uebung gehabt und Erfahrungen eingesammelt hatten, besorgt werden. Und ohne Zweifel mit Vortheil für die Zöglinge selbst besorgt werden; denn wer den Werth einer guten öffentlichen, und einer guten Familienerziehung gehörig gegen einander abzuwägen weiβ, wird wohl keinen Anstand nehmen, der letztern den Vorzug zu geben. Jene scheint, als Stellvertreterin von dieser, nur dort Statt finden zu dürfen, wo die Umstände diese leztere nicht erlauben. — Hierbei bot sich der Betrachtung noch ein Umstand dar, welcher sowohl an und für sich selbst, als auch für die Wünsche mancher Eltern, nicht unwichtig sein dürfte; nämlich der: daβ in einer öffentlichen Erziehungsanstalt die Zöglinge meistentheils gemeinschaftlich und gleich, ohne besondre Rücksicht auf ihren künftigen Beruf, behandelt werden; da man hingegen in Privatanstalten leichter nur diejenigen Zöglinge mit einander verbinden kann, die sich einer gleichen Lebensart widmen, zum Beispiel den Wissenschaften, dem Militair, etc. Mit diesen lassen sich dann auch eher solche Beschäftigungen und Uebungen anstellen, welche auf ihre künftige Bestimmung eine nähere Beziehung haben.

Die Umstände haben das Resultat aller dieser ganz einfachen Betrachtungen zur Reife gebracht; und in Gemäβheit derselben wird die bisherige Form des Erziehungs-Instituts, unter Genehmigung unsers Durchl. Fürsten, von künftigen Michaelis an dahin abgeändert, daβ es in einige Privat-Pensionsanstalten übergeht, deren vier für die Bedürfnisse und Wünsche der meisten auswärtigen Eltern vermuthlich hinreichend sein werden. Nämlich eine für studirende Jünglinge; eine für jüngere Kinder von 6 Jahren und drüber; eine für künftige Militairpersonen; und eine für angehende Kaufleute und Oekonomen.

Die erste dieser Anstalten eröfnet der Herr Professor Feder; die zweite hat Herr Professor Olivier bereits im May dieses Jahrs in einer besondern Nachricht angekündigt; die dritte wird, sobald sich genugsame Zöglinge dazu finden, ein bis jezt noch in Kriegsdiensten stehender Officier von bewährten Talenten übernehmen; und die vierte Herr Sekretair Vogel.

Den Eltern steht es ganz frei unter diesen Anstalten zu wählen, und dabei entweder bloβ auf die künftige Bestimmung ihrer Söhne, oder auch auf die etwanige ver-[<168>]sönliche Bekanntschaft mit dem einen oder andern der genannten Männer Rücksicht zu nehmen. Mit diesen kommen sie wegen der Bedingungen überein, in Ansehung welcher die letzten den Eltern auch allein verantwortlich sind.

Diese Privatanstalten haben sich des unmittelbaren Schutzes Snr. Hochfürstl. Durchl. Unsrs gnädigsten Fürsten zu erfreuen; und die Zöglinge werden in denselben einer familienartigen Erziehung und Verpflegung geniessen; für ihren erwählten Beruf aber theils durch den Unterricht der Hauptschule, theils durch solche Privatübungen, welche dieser Absicht angemessen sind, gebildet werden.

Für die respektiven Eltern der jetzigen Zöglinge des Instituts bedarf es wohl kaum der Versicherung, daβ alle pflichtmäβige Veranstaltung getroffen sei, daβ ihre Söhne, welche sie bisher dieser Anstalt mit Vertrauen überlassen haben, nicht nur nicht verlieren, sondern duch eine, wo möglich, noch sorgsamere Behandlung, vielmehr gewinnen sollen. In Ansehung derer aber, welche künftig etwa wegen Ausbuldung ihrer Kinder ihr Auge auf Dessau richten mögten, enthält man sich billig aller Erregung von groβen Erwartungen; aber das darf man doch, ohne Verletzung der Bescheidenheit, sagen: daβ die hier beschriebne Gelegenheit gut sei.

Möge sie sich, als solche, immer durch einen glücklichen Erfolg rechtfertigen!

Dessau, den 24sten August,

1793.

Das Erziehungsinstitut.