ΓΝΩΘΙ ΣΑΥΤΟΝ oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde

Herausgegeben von: Karl Philipp Moritz, Karl Friedrich Pockels und Salomon Maimon
Digitale Edition herausgegeben von Sheila Dickson und Christof Wingertszahn


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III.

Der freye Einsiedler mitten in der Welt, nach der Seelenerfahrungskunde.

Obereit, Jakob Hermann

Die allgemeine deutsche Bibliothek hat im 2ten Stück des 50sten Bandes über eine sonderbare Schrift, die Einsamkeit der Weltüberwinder, betrachtenswürdige Gedanken geäußert. a Sie machen einen Text aus, worüber einem welterfahrnen Einsamen weitre Gedanken aufgestiegen sind, die vielleicht zur Berichtigung des Autors sowohl als des Recensenten dienen können. Wohlan! »man muß allerdings zugeben, sagt dort der Recensent, daß die Einsamkeit, eine Entfernung von allen Zerstreuungen sehr geschickt sey, die Seele zur Sammlung ihrer selbst zu veranlassen, die schon besessenen Kenntnisse von Gott und Tugend neu zu beleben, zu erhöhen und zu erweitern, und eine Festigkeit im Guten zu verschaffen: denn die guten Entschließungen, die ein in der Welt unter Geschäften lebender, nicht ganz standhafter Mann, heute faßt, sind morgen durch eben jene wie verwischt.« — Ja, wenn es nur auf gute Entschließungen ankäme, guter Vorsätze ist jeder Gutmeinende voll, so wäre die Welt längst voll Helden. Ein standhafter Mann von Natur oder Gewohnheit kan freilich mit guten Entschließungen weit kom-[18]men, aber warum? weil er den Zweck der Entschließungen beständig vor Augen hat, mehr Beobachter seiner selbst und der Dinge um ihn zu seinem Zweck ist. Was ist dies anders als mehr Wachsamkeit über sein Herz? Diese kann auch der schwächste Redliche sich nach und nach angewöhnen, und die Wachsamkeit wird ihm mehr helfen als die stärksten Entschließungen. Ohne Wachsamkeit nützen alle die besten Vorsätze und Entschließungen nichts. Man braucht keine Vorsätze zu machen, nur wirkliche Anstalten, das zu erhalten, was man nöthig findet. Die Welt ist ein Feld der Zerstreuung, die Einsamkeit ein Feld der Sammlung, doch kan die Einsamkeit ein tartarisches Gefilde der Quaal seyn für die, die sich nicht darin zu finden wissen. Allein laßt sie nun ein Feld der Sammlung seyn, was hilfts, wenn ich in die Welt, in die Zerstreuung hinaus muß? Jedermann hat zwar seine einsamen Orte und Stündgen, ehe er in die Welt, in Gesellschaft der Arbeit oder Vergnügung geht. Was helfen aber die stillen Orte und Stündgen, wenn man sie nicht gehörig zu benutzen weiß? Es kömmt also bloß darauf an, ob, wenn man nun einen Sammlungsplatz der Kräfte von außen hat, man auch einen Sammelplatz oder Sammlungspunkt der Seele von innen habe? Denn wenn man sich gleich sammeln wolte, und man wüste nicht recht worzu, man wüste nicht den festen Punkt, wohin alles zu richten wäre, so würde man in der [19]schönsten Einsamkeit selber nur schwärmen, wiewohl dieses, um seinen aufgebrachten Bewegungen einsam freyen Lauf zu lassen, und sich derselben und ihrer Unruhe nur zu entladen, zuweilen nöthig und dienlich seyn mag, damit man sich endlich ruhig in einen festen Punkt setzen möge. Allein nun, welch ein Sammlungspunkt soll dann in der Seele seyn, wohin alle Kräfte zu richten sind, alle Richtung zusammen gezogen werden muß, um gute Stärkung von Grund aus zu sammeln, die in der Arbeit und Zerstreuung aushalten möge, um ein rechtschaffen erwünschtes Ziel zu erhalten, und wenigstens davon nicht zu weit abzukommen unter tausend Reizen und Anstößen? Erstlich muß nun ein jeder selbst, weil die Natur- und Gewohnheitsanlagen unendlich verschieden sind, in seiner eignen Seele beobachten, was eigentlich am meisten, am besten, am stärksten ihn zum höchsten Gut reizen, und seine Kräfte insgesamt am meisten darzu ziehen, sammeln, und halten könne; und diesem eigentlichen Mittel, das ihm besonders nun am besten zu dem Zwecke dienen kann, muß er aus allen Kräften nachgehen, so lange ihm solches so zweckmäßig kräftig dienet, und wenn dies Mittel auch an sich eine Kleinigkeit wäre, als z.B. ein Bild oder ein Musikspiel, wobei er seine Gedanken und Neigungen am rührendsten zum Guten sammeln, seinen Geist am ehesten zum Himmel und zum Höchsten über alles erheben, oder sein Herz in tiefste Demuth vor Gott versenken könnte. [20]So auch ein Buch, welches er für sich besonders darzu schicklich finden mag, und dergleichen mehr. Ferner gehört auch hieher alle Stellung und die ganze Lage im Aeussern, die er darzu für sich am füglichsten nun und dann erfahren mag. Alle solche Hülfsmittel, die jeder für sich selbst finden mag, sollen blos dienen, den Weg zum Zwecke zu erleichtern und zu fördern, so weit und so lang sie fürjeden dieses zu leisten vermögen; an diese Mittel aber muß man sich nicht wie an den Zweck selber binden, sondern man mag sie nach verschiedner Disposition und Gutfinden zur Förderung abändern; denn manche Mittel können auch an der Seele nach und nach abgenutzt werden. Allein wenn nun über alle die Mittel von außen nicht noch etwas in der Seele ist, das sich nicht abnutzt und nicht abnutzen kann, so ist bald unsre ganze Haltungskunst gegen alle Zerstreuungen am Ende. Und wenn das nicht alte erfahrne Beobachter ausfindig gemacht hätten, was sich unter allem Getümmel der Welt halten kann, so würde mans wohl im Taumel der Welt wenig inne. Dennoch weiß die Welt aus Erfahrung, daß es Gemüthsbewegungen und Seelenzustände giebt, die allen Zerstreuungen widerstehen, und zwar nicht nur traurige Gemüthslagen, sondern auch angenehme. Ein einziger Liebesgegenstand z.B. nimmt die ganze Seele ein, so daß aller Umgang, alle Zerstreuung, alle Arbeit dagegen nichts vermag, vielmehr wird alles in Beziehung [21]auf den einigen Gegenstand verwandt, und verwandelt und bekömmt eine andere Gestalt. Ein gelehrter Eigensinn, ein Baumeister von Hypothesenthürmen, so geistig er immer seyn mag, will eben so völlig den Platz allein behaupten, und alles in einem Kopf nach sich richten. Warum soll dann nicht vielmehr die ewige Wahrheit der ewigen Güte von unendlichem Gewicht und unumschränkter Ausbreitung über alles der Gegenstand unsrer einzigen Liebe seyn, wenn sie gleich keine Puppe noch Krone dieser Welt ist? Wir müssen nur einen Standpunkt in uns ausfinden können, woraus wir sie beständig im Gesichte zu halten, einen Sammelpunkt alles darzu zu richten, vermögen, oder eine Schnellkraft, um alles damit zu beleben! Die Wirklichkeit ist der gröste Beweis der Möglichkeit. Daß so etwas in uns zu finden seyn müsse, zeigen uns aus alten Zeiten sogar Könige in aller ihrer Herrlichkeit, Hofmänner unter allen den größten Reizen der Welt, Kriegsleute und andre Personen von göttlicher Tugend unter allem Getümmel und Gewimmel der Erde; Ihrer viele tausende von allen Ständen und Lebensarten in verschiednen Zeiten der gedrückten Religion versiegelten ihren festen himmlischen Sinn als standhafte Märtyrer sogar mit ihrem Blute, und bei ruhigen Zeiten lebten sie patriarchalisch in der Welt. Sie waren zwar in der Welt, aber nicht von der Welt, nicht von der Art der Welt, wie sie insge-[22]mein ist. Wie Einsiedler also, erschienen sie mitten in der Welt, wie die ganze Tugend und reale Wahrheit auf Erden gemeiniglich was Sonderbares ist. Toleranz ist daher fast alles, was sie in der Welt erhalten kann. Zwar wurde von Zeit zu Zeit durch große Exempel sehr allgemeine Ermunterung und viele Nacheiferung erweckt; allein wie sehr herrscht noch allgemeine Unerkenntniß, Unverständigkeit, Unbehülflichkeit in Absicht des Besten der Menschheit? Deswegen ist eben von Zeit zu Zeit Wiedererinnerung und Anführung des Besten in neuer Klarheit nöthig; und gewiß! wenn die Menschen achtsam auf ihren Adel wären, wie würden sie nicht über ihren eignen Unverstand und den unbeschreiblichen Verlust ihrer ewigen Würde erstaunen! Denn was ist größer als daß der Mensch, so sehr er auch zur irrdischen Gesellschaft bestimmt seyn mag, doch zuförderst zur allerhöchsten Gemeinschaft des Monarchen der Welt bestimmt ist, um mit ihm natürlich verwandte Kräfte des Geistes und damit ewige Güter, die Gegenstände dieser Kräfte gemein zu haben, und in seiner Gesellschaft, in gemeinschaftlicher Verbindung der Kräfte und Gesinnungen alles zu regieren? Ist Gott ein Geist, und wir sind auch Geister, von Ihm, vom Vater aller Geister, sind denn nicht natürlich ähnliche Geisteskräfte mit Ihm am nächsten verwandt, in Gemeinschaft der Natur, folglich auch in Gemeinschaft der allumfassenden, allerfüllenden Kraft und [23]Liebe? Ist unsere Seele nicht eine allgemeine Lebenskraft und Regierungskraft für den Leib? Kömmt noch gleiche Gesinnung von uns mit Ihm durchaus darzu, welch eine edelmüthige allgemeine Liebesausbreitung kann dann nicht unser Geist mit seinem allgegenwärtigen Geiste haben? Denn sein allgegenwärtiger Geist ist selbst nur darum allgegenwärtig, weil er höchst allgemein kräftig, unendlich allgemeine Liebeskraft in unendlich alldurchschauendem Grundlicht ist. Ist seine Kraft-Gegenwart in allen Dingen außer Zweifel, so ists noch vielmehr seine wahrheitsvolle Geistesgegenwart in allen Geistern als ihre Lebensquelle, ihr Muster, ihr höchstes Gut oder Ziel, ihr ewiges Licht und Recht in allen ewigen Wahrheiten des Verstandes und Gewissens, in allen Wahrheitsgefühlen von ewiger Billigkeit, von lautrer Verbindlichkeit gegen Ihn und sein Allreich. Wie groß ist des Menschen Herz, daß Gott darinn wohnen, seinen Thron darin haben will? Dahin, dahin also ist das gröste Augenmerk zu richten. Denn wo sonst als im Herzen, im Wesen der Willenskraft, sind die unentbehrlichen, die unersättlichen, die ewigen Triebe zum höchsten Gute? Die unauslöschlichen Triebe zur Vollkommenheit und zur Vereinigung mit dem Vollkommensten, wo das nur zu finden seyn mag. Der Verstand, das Gedächtniß, kann sich oft satt und müde denken, die Einbildungskraft sich müde schwärmen, die Sinnlichkeit sich abnutzen, aber [24]das Herz, die Willenskraft hat immer was zu lieben, zu verlangen, ist in unaufhörlichem Triebe, in unersättlichem Zuge zum Guten, Bessern, Besten. Da ist also die beständigste Wirksamkeit in uns, die unaufhörlich fortgehen kann und muß, die gröste und innerste stete Triebfeder, auf deren beste Richtung alles ankommt. Wo sonst als im Herzen sind die innersten Sinnen des edeln allgemeinen Harmoniesinnes für alles Schöne, Edle, Rechte, Gute, lebendig Wahre? Die ewigen Wahrheitssinne des Geistes, die sich alle vereinigen in eine einfältige Empfindung der Vollkommenheit, in ein allharmonisches Gefühl des lautern höchsten Guts; des erhabensten Wahren und Rechten, der vollkommensten Reizungskraft, die über alles erheben und entzücken kann? Wo ist natürlicher der Thron Gottes, des Quellgeistes von allem Guten, der Triebkraft zu aller Vollkommenheit, der Stimme Gottes im Menschen, des jedem Gewissen unwidersprechlich richterlichen Lebenslichtes, des lebendigen Worts, das die Sinnen und Gedanken des Herzens entscheidet, und alle Menschen in ihrem Gewissen treffend erleuchtet? Brauchen wir also Gott und sein sittliches Wort, sein Ebenbild, seinen Geist und Sinn des Lebens, erst in und über allen Sternen, erst in allen Abgründen der Natur außer uns zu suchen, da wir Ihn so nahe in uns, zunächst im Grunde des Herzens, im Mittelpunkt unsers Wesens haben? Und wenn wir gleich in der ganzen [25]übrigen Natur Ihn als die unumschränkteste Macht, Güte und Weisheit erkennen und verehren, wo finden wir ihn aber als Gesetzstiftungs- und Regierungskraft, als Lebenslicht der Geister, als lebendige Vollkommenheitsquelle und Triebkraft derselben, wo so lebendig geistig und ewig reizend als im Grunde unsers Herzens? Sein ewiges Rechts- und Liebesgesetz mit dem Gefühl der Nothwendigkeit aller ewigen Wahrheiten, woher ist es so unauslöschlich, so unwidersprechlich ins Innerste unsers Wesens geprägt als von Ihm selbst? Haben die alten Weisen unter den Heiden, schon von den ältesten Zeiten her, Gott in uns erkannt, seine ewige absolute Wahrheits- und Gewissensstimme im Herzen, warum wir nicht? Die ewigen nothwendigen Wahrheitsgefühle und Begriffe von allem unpartheiischen Rechten, Guten und Edeln sind ja die ewigen Prüfungssteine, die jeden redlichen Verstand und Muth des rechten Weges zu rechtem Zwecke versichern, und sie führen also nicht in irrige Einbildung oder Schwärmerey. Ewige Wahrheitsgefühle, die einen augenscheinlich göttlichen Zweck zu ganzer lautrer Rechtschaffenheit haben, die Bestimmung unsers ganzen Wesens darzu, können unmöglich anders als rein und lauter von Gott kommen, von der selbstständigen ewigen Lebenswahrheit, Lichtskraft und reinsten klaren Güte. Und wo bezeuget, wo zeiget sich diese so lebendig, so unwidersprechlich lauter zum puren ewigen Besten als [26]im Innersten unsers Wesens, unsers ganzen Triebes zum unendlichen Gut zu lautrer, immer wachsender ewiger Vollkommenheit? Ein allgemeines Vollkommenheitsgefühl ist der Grundreiz dieses Triebes. Alle unsre Vorstellungs- und Handlungskräfte sind nur diesem Triebe dienstbar, alle Begierden, Leidenschaften, Neigungen verlangen, sämmtlich immer, wiewohl nur blinder Weise, höchstmögliches Gutes; und das ist nur in lautrer ewiger Vollkommenheit unfehlbar ganz und beständig zu finden mit ganzer Wesensharmonie. Der Trieb zu lautrer ewiger Vollkommenheit zieht also alles in unserm ganzen Wesen nach sich, und was ist dieser Wesenstrieb als Trieb zum selbstständigen ewigen Wesensgesetz und höchsten Gute, das außer Gott nirgends zu finden, in Gott aber höchst allgemein und ewig unfehlbar ist, so unumschränkt richtig als immer gleich gegenwärtig für unser innerstes Wesen; wo das innerste Wahrheitsgefühl von seiner höchsten Geistesrealität uns überzeugt? Ist unsre ganze Vollkommenheit, wenn sie wahrhaftig ist, was anders als Befolgung der seinigen, Belebung von der seinigen nach seinem ewigen Wahrheitslicht? Wer ist also unsre ewig regelmäßige moralische Lebensquelle als Er selbst im Grund unsers Herzens, im ewigen höchsten Wahrheitsgefühl und Triebe zu lautrer ewiger Vollkommenheit, die selbstständig der lebendige wahre Gott in uns ist? Woher käme uns sonst auch nur ein Traum, eine Idee von Voll-[27]kommenheit, von höchstem lauterm Reiz und Gut und Licht und Recht? Denn die ganze übrige Natur kann uns keine Idee davon selbst geben, sondern nur veranlassen, nur erwecken, wenn schon eine von höchstem Eindruck in uns liegt und schläft. Die Thiere haben gleiche äußere Sinnen und gleiche Welt, wie wir um uns, hätten sie nur auch in sich einen göttlich moralischen Sinn, sie wären ihm vielleicht treuer als wir. Die ewigen Gesetze unsrer Natur, die ewigen Bestimmungen unsers Wesens zur unsterblich herrlichen Vollkommenheit oder Theilnehmung an der göttlichen Kraft, Weisheit und Güte, die unsterblichen Triebe darzu mit allen ewigen Wahrheitseindrücken, die unserm Wesen innigst darzu eingeprägt sind zu unsrer höchsten Veredlung, die bleiben in unsern innersten Kräften immer gleich richtig, immer gut, gerade und feste und ewig wie Gott; sie sind und bleiben also unzweifelhaft göttlich, die wesentlichen Fähigkeiten dieses innersten göttlichen Inhalts, sind also auch unleugbar natürlich zu Gott gerichtet, und für Ihn bestimmt, zu seiner Theilnehmung und Genießung; sie sind also die Wohnung Gottes in uns. Denn nichts, als was ewig gleich bleibt und zur höchsten Vollkommenheit natürlich zielet, kann Ihm zunächst anständig zur Wohnung, zum Tempel, zum innersten Heiligthum seyn und dienen. Das ist ewig grundfeste Wesenswahrheit. In Morgenlands Bildersprache ist daher die Wohnung Gottes ein ewiger Berg, ein ho-[28]her Fels; und bey den Geheimschreibern alter Erfahrungsweisheit ist sie die edelste göttliche Wesenskraft in uns, das oberste Theil der Seele, ihr Gipfel, die Spitze des Gemüths. In alter mathematischer Vorstellungssprache aber ist kein festerer Standpunkt in einer Sphäre, kein tieferer Grund, kein allgemeinerer Bestimmungspunkt, nach dem sich alles darinn richtet, als der Mittelpunkt; daher kann unser edelstes Inneres auch der Mittelpunkt der Seele heißen. Die tiefste Lebenswahrheit ist in der grösten Einfalt der Natur verborgen. Die Natur selbst hat die Brust des Menschen zur Wohnung der grösten Kraft gemacht, zur Quelle der grösten Bewegungen, zum Hauptsitz des Lebens, der Empfindlichkeit und Springkraft aller Lebensregungen, zum Mittelpunkt des Zusammenflusses, des Austheilens und Umlaufs vom Anfang zum Ende, vom Ende zum Anfang aller strömenden Lebenskräfte. So ist das Herz das lebendigste Bild des Ursprungs, von dem alles entspringt, zu dem alles wiederkehret, wie die Sonne in der Mitte unsers Weltgebäudes, die alle Kräfte des Himmels an sich ziehet und wieder von sich strahlet, um alle Sphären ihres lichten Feuerreiches um sich her beherrschend zu beleben und in ewigem Umlauf zu erhalten. Die Sammlungskraft aller Kräfte und die Ausbreitungskraft von allen finden sich in einer Grundrealität beisammen, denn alles sammelt sich auf einen Mittelpunkt, und alles strahlt und breitet [29]sich davon aus, und im Gemüthe ist das Herz der Seele, wenn ich so sagen darf, eine Kraft, welche die beyden Grundkräfte, die Sammlungs- und die Ausbreitungskraft, in sich vereinigt; denn was sammelt und vereinigt also mehr alles in sich als die Liebe? und was breitet sich mehr in alles aus, was theilt sich mehr allen mit, was fließet mehr in alles über als die Liebe? um alles in sich wieder zurück zu bringen, zu vereinigen ergiest sie sich in alles, und sammlet nur eben ihre Kraft in Eins, um sich wieder in alles auszubreiten, und so erwecken diese beiden Grundkräfte in ihr sich immer einander, und haben je eine die andere zum Ziel und Grund der Erweckung, der Bewegung, sie rühren eine die andre zur Quellharmonie aller Lebenskräfte und machen ihren Grund zusammen aus, und aus beyder einmüthig harmonischen Grundempfindung zugleich entsteht die froheste wechselsweise Mittheilung, die überströmende Fülle des Einklangs, die Freude der vollkommnen Einheit und Ausbreitung zugleich, die diese beiden Kräfte aufs rührendste fortpflanzet, immer weiter froh fruchtbar ergießet, immer weiter in reizendem Anziehen sammelnd vereinigt. Was ist nun die Sammlungskraft der Liebe anders als die Verlangens- oder Begehrungskraft nach ihrem ersten Ziele, der Einheit, um alle Kräfte an sich und in sich zusammen zu ziehen, alle ihre Stärke in Eins zu sammeln? Die Kraft des ersten Absehens, alles unter Einen Gesichtspunkt zu bringen, [30]die erste Grundabsicht, in dem Sammlungspunkt alles zu begreifen, und diesen mit aller vereinten Stärke höchst gewichtig in sich zu machen, daß er alles nach sich ziehe, daß sich alles darnach richte, darein füge und senke als in seinen tiefsten Grund und Ruhepunkt. Diese Sammlungskraft, die durch die Vereinigung aller Kräfte in sich erfüllt ist, findet sich nun zufrieden in ihrem Ruhepunkt, und aus Zufriedenheit breitet dieser alle gesammelten Kräfte aus, strahlet sie aus, ergiest seine ruhige Sammlungsfülle und Vergnügungskraft in alle, eröffnet und offenbart damit seine Liebe, und wird hiemit das Liebeslicht, der ausstrahlende Glanz seines Mittelpunkts; und mit der Wärme der ausbreitenden Liebeskraft löset dieses Licht alles lieblich in sich auf, reizet und ziehet alles in den Kreis und Mittelpunkt der Liebe. Und dieser zieht alle mit Reizung erfüllte und ausgestrahlte Kraft der ersten in Licht verklärten Liebe in sich, sie mit neuer vereinigender Freude auszuhauchen, und so alles damit in Umlauf von und zum Mittelpunkt der lautern klaren Liebe immer zu bringen, welches wohl die ein- und ausathmende Kreiskraft des Liebes-Lebens heißen könnte, die alles in einen Umkreis, Wirbel oder Revolutionsgang vom Anfang zum Ende, von dem wieder zum Anfang umtreibt, damit die allgemeine Wesensliebe in allem Aus- und Einfluß verherrlicht werde. Denn die höchste allgemeine Wesensliebe ist die lautre Vollkommenheit, und unser [31]Wesenstrieb darzu ist der Grundtrieb zur höchsten lautern Liebeseinheit und Seligkeit. Da heutiges Tages die allgemeine Menschenliebe über alles gepriesen ist, so sollte man denken, die allgemeine Wesensliebe sollte es noch wohl mehr werden, und das mit höchstem Rechte. Freylich! Aber man sehe dieser allgemeinen Wesensliebe nur erst recht unter die Augen. Ist sie etwan auch die allgemeine Liebe aller vergänglichen Dinge ohne Unterschied? aller irrdischen Herrlichkeiten, Wollüste und Eigenthüme zugleich? O! dann fiele die ganze eitle Welt wie ein Vogelheer auf einmal solcher allgemeinen Wesensliebe zu, das ergäbe sich von sich selbst und brauchte keiner Weisheit, keiner Homilie, keiner Erinnerung, nicht einmal einfältigen Vernunft darzu. Das wäre aller Narren Paradies, der Taumelkreis der Gegenfüßler, des ewigen Lichts aller Wesen. Aber Zufall ist nicht Wesen, die zufälligen Dinge sind nicht wesentlich; ewige Flucht vor allem Wesen und Wesentlichen, mit unersättlich taumelnder Wechselliebe alles Zufälligen ist nicht Wesensliebe. Welch eine Rechnung ohne den Wirth, wenn sich alle umlaufende thörichte Welt die allgemeine Wesensliebe zueignen wollte! Nur in der allgemeinen Erbarmung der Wesensliebhaber kann sie eingeschlossen seyn. Wie einsam, wie einsiedlerisch werden also nicht wiederum die Wesensliebhaber mitten in der blinden Welt der Zerstreuung unter allen Zufälligkeiten seyn! Nichts als Wesen in al-[32]lem hat der Wesensliebhaber zum Augenmerk; alles Zufällige muß dem Wesen dienen, nicht aber das Wesen dem Zufälligen und Vergänglichen, das ist die ewige Wesensordnung; und die bringt immer beständige Wesensharmonie und damit grundfeste Seligkeit mit sich, in Zeit und Ewigkeit gleich richtig, in Welt und Einsamkeit gleich gut, wesentlich fest. In allen Zerstreuungen unter zufälligen Dingen kann der Wesensbeobachter Gott in seinen Werken sehen, und besonders Gott als die Allkraft der Liebe in allen kennen lernen, immer mehr als die höchste liebvolle Anziehungs- Ausbreitungs- und Wallungskraft zur Gleichung und Fügung der Harmonien von und zu aller Güte, Wahrheit und Schönheit in allen Lebendigen, die Ihn abbilden, als Liebe, Licht und Lebensfreude, in Feuer, Licht und Luft als allbewegende, erleuchtende und belebende Liebe, in der ganzen Natur findet er überall Anziehungs- oder Sammlungs- und Ausbreitungskraft, und die von beiden zusammen entspringende Respirations- und Revolutionskraft zum Umlauf aller Dinge der ganzen Welt, den Zug aller Gewichtskräfte in tiefen Grund, das Gegengewicht aller Ausdehnungskräfte, von beiden Stoß aller Schnell-Kräfte, davon Umtrieb in allen Kreisen und Wirbeln, und so alles von einer dreieinigen Triebkraft belebt, durchdrungen, erfüllt, überströmt. Findet er eine lautre dreikräftige Liebeskraft in sich, die ihn im Grunde des Herzens zu allem wahren ewigen [33]Rechten, Guten und Schönen um des wesentlichen Guten, Wahren und Edeln selbst willen leitet und antreibt, so findet er, dieser Lauterkeit nach, wahrhaftig Gott in sich, den Geist des Herrn in seinem Herzen, der allein die reine Liebe selbst ist, die unschätzbare lautre ewige Sonne der Gerechtigkeit, Wahrheit und Güte, deren Gegenwart durch treue Beobachtung ihrer Lauterkeit unendlich Heil bringt. Die Richtung des Herzens darzu bewahren, und so vor Gott wandeln, ist über alles wichtig. In dieser lautern Ruhe von ewig tiefer Grundfeste eröffnet sich die Liebe der ewigen Wahrheit um der unendlichen Wahrheit selbst willen, des ewigen vollkommnen Guten und Schönen um des lautern Guten und Schönen selbst willen, das ist die einige vollkommne Liebe, die Vollkommenheit der Liebe selbst, und die erste und ewige wesentliche Regel der Vollkommenheit ist nichts anders als diese reine Liebe selbst, Gott kann keine andre Liebe in sich haben, Gott kann keine andre selbst seyn noch mittheilen von Ewigkeit zu Ewigkeit, und keine Creatur kann sie von sich selber haben noch in sich durch sich selber machen, sondern den lautern Wesenstrieb darzu mit ewigem Wahrheitsgrund nur in sich finden, dem sie nur beizustimmen und zu folgen hat; wo dann also solche reine Liebe ist, da ist unzweifelhaft Gott selbst, sein ewiges Licht, sein ewiger Geist, dem die Seele nur zu folgen hat, Ihm unumschränkt ergeben zu seyn, [34]damit Er von Grund aus, so zu sagen, die Seele der Seele, die reine Lebensquelle derselben mehr und mehr werde. Und so kann nun der wahre Wesensliebhaber nach einigem Wahrheitsgrunde unzweifelhaft richtig Gott selbst in sich finden, richtig befolgen und mit treuer Beobachtung edler Herzensrichtung von Grund aus zu Ihm, Seiner lautern Gegenwart in sich ordentlich wahrnehmen; denn das ewige Wort der Wahrheit selbst versichert, daß reine Herzen Gott schauen, Gott verstehen, seine Stimme kennen, Ihm vertraut werden, in Ihm allein alle lautre Vollkommenheit und Seligkeit gewiß finden; und darin besteht das Herzensgeheimniß der Vertrauten Gottes von Anfang der Welt. Gott in seinen Werken außer uns zu finden ist noch am gemeinsten, und entzückt schon alle redlich zweckmäßige Naturbeobachter. Wie seelig ists dann, Gott selbst in uns zu finden! Der allgemeine Wesensfreund kann aber noch mehrerley Arten als die schon eröffneten Gott zu betrachten oder zu bemerken, auch mitten in der Welt, finden. Davon wollen wir hier nur noch eine oder die andere hauptsächliche Art kurz eröffnen. Wenn der Wesensliebhaber die Welt als ein kleines Schauspiel von Bildern einer einigen Allkraft ansieht, und diese Bilder, so lebendig sie seyn mögen, werden meist ohne ihr Wissen oder Bemerken von der ihnen verborgnen Allkraft durchdrungen, vielfältig mit unerkannten moralischen Wirkungen ihrer dreifachen Grundkraft, [35]die man aus dem besten und höchsten Zweck abnimmt, überströmt, umgeben, unabsehlich belebt, so daß alles voll der Allkraft ist, (und diese Bilder selbst sind nur wie Kleinigkeiten verschiedner Vorstellungsausdrücke von ihr anzusehen, die in und von der einigen Allkraft bestehen, und ohne sie gar Nichts von sich selber sind noch seyn könnten,) so sieht der Wesensliebhaber alle Dinge mit sich in dem einigen Grundwesen aller Wesen, in der Kraft aller Kräfte, in dem unermeßlich fruchtbaren Grund und Inbegriff aller Maaße, Gewichte, Bildungskräfte, Stoffe und Formen, als unzähliger Vorstellungsspiegel der Allanziehungs- Ausbreitungs- und Gleichungskraft des einigen All über alles in allem. Alles ein einiges Schauspiel der dreyeinigen Allkraft! könnt ihr was Größeres sehen? Alles Endliche im Unendlichen! Wie durchscheinend bis auf die Grundkräfte! Ja auf einem einsamen Standpunkte, von allem, was nicht das unendliche Wesen selbst ist, abgezogen, den Unendlichen selbst, den einigen Wesensgrund von sich selbst in Allgenügsamkeit der absoluten Allkraft, wo nichts Endliches ist, alles absolut unendlich, absolut vollkommen, alles Gott selbst im absoluten Urwesen über alles, nur unendliche Gottheit im ewigen All von sich selbst, wovor alles andre verschwindet, die unvergleichliche unendliche Ewigkeit des einigen Wesens von, durch, und für und in sich selbst allein, im Nichts alles übrigen! Die unbegreifliche Unendlichkeit in sich [36]selbst! lauter Unendlichkeit der Unendlichkeiten! wo sich alle Begriffe und Geschöpfe verlieren. Und so hätten wir wohl schon wenigstens viererlei Arten von Gottesbeschauungen und Hauptseeligkeiten des Himmels auf Erden dem Wesensliebhaber in Gründen der ewigen Wahrheit natürlich einheimisch eröffnet, womit man ins Unendliche fortgehen kann, wenn einmal ein rechter Grundanfang da ist. Ein biblischer Geist Orients und Theosophe der Originalquelle aller Natur könnte noch mehr Hauptscenen des göttlichen Schauplatzes über die ganze Welt eröffnen, die wir aber einem evangelisch verständigen Grundbeobachter der ganzen göttlichen Haushaltung überlassen. Je mehrerlei gute Vorstellungsarten von Gott und seinem Reich man übrigens findet und sich geläufig macht, desto füglicher ists für verschiedne Gemüthsverhältnisse in der Welt, damit wir für fast alle mögliche Gemüthslagen, auch mitten in Zerstreuungen, eine dienliche Denkform oder Erinnerungsart an das All Gottes und seines Reichs finden mögen. Genug, wir gehören dem Geiste nach, zur unsichtbaren Welt, und die hat ihre eigne ewige Sonne, ihr eigen Feuer, Licht und Luft zum Leben der allen Raum und Zeitfluß durchdringenden ewigen Freiheit, ihren Himmelsreiz von Luft und Liebe in einer allgemeinen, allbelebenden und allregierenden Kraft, die der guten Geister allgemeines Gut, Licht und Recht, ihr allbeseligendes Liebesband ist, worinn alle edle Herzen in ewiger Harmonie zusam-[37]menfließend, Eins sind: also können wir, ohne von dieser unsichtbaren Liebeswelt auszugehen, mit ihrer allgemeinen Kraft auch in diese sichtbare Welt zu allem möglichen Guten wirken, mit ihr alles beobachten und zum allgemeinen und besondern Besten still wenden und befördern, so weit es immer möglich ist, mitten in allem Gewimmel der taumelnden Erde, ob wir gleich im Geist als unsichtbare Wirker durch die sichtbare Welt leben und hier in Dunkelheit bleiben.

»Ein Geist, sagt der Schreiber der zween Tage eines Schwindsüchtigen, Hamburg 1772 b kann eigentlich von keinem Orte zum andern kommen, sondern er ist immer in Seinem eignen Mittelpunkte, und kann, indem er auf der Erde wirkt, im Augenblik auch in einer andern Welt wirken, ohne daß man doch sagen kann, er sey an einem von beyden Orten (auf eingeschränkte Art) gegenwärtig.«

Ja ein Geist, besonders wenn er zu seinem einigen ewigen Ruhepunkt gekommen, lebt darinn wie ein Fisch im Meer, denn der Ruhepunkt der Ewigkeit ist das Wesen, dessen Mittelpunkt überall, dessen Cirkumferenz nirgends ist, wie es der alte göttliche Hermes unvergleichlich beschreibt. Denn dies ewige Wesen ist die höchst allgemeine Kraft aller Kräfte und die höchst allgemeine Kraft kann von nichts weder eingeschlossen noch ausgeschlossen werden, als höchst allgemeine Kraft ist sie wesentlich [38]überall gleich, überall ganz, überall vollkommen in ihrer höchstkräftigen Allgemeinheit, die ihr Gleichgewicht aller Rechts- Lichts- und Lebenskräfte in einer menschlichen Welt so sehr ins Unendliche fort mit ihrer Kraftausbreitung zeigen kann, als jemals in der ganzen theilnehmenden physischen Welt, also ist sie an sich überall gleich allgemein ein absolut vollkommner Mittelpunkt, demnach allen Geistern und Wesenskräften gleich allgemeines höchstes Gut, das ihnen gleich allgemein innigst gegenwärtig ist, wenn gleich jeder nur nach dem Maaß seiner Fähigkeit und Ergebenheit oder Folgsamkeit und Gleichförmigkeit, Theil daran hat.

Aber nun wollen wir auch wieder einmal sehen, was der gute Berliner Recensent macht, zu dessen Text wir unsere Noten zu setzen im Sinne hatten. Er fährt fort:

»Oeftere Wiederhohlung eben derselben Eindrücke macht bekanntlich sie unauslöschlich.« Freilich ja, und dies ist das Geheimniß des Festmachens der Seele, auch mitten in der Getümmelwelt, wenn man nur hauptsächlich darzu nimmt, daß man das Herz immer an das festeste Wesen aller Wesen selbst hänge, und im Geist alles Vorkommende als Bilder und Werkzeuge dieses Wesens ansehe, und so immer mehr als in Seinem Element, Licht und Gesichtspunkt über alles lebe.

[39]

Der Einsiedler, (spricht unser Recensent,) der aus religiösen Absichten jede Zerstreuung durch völlige Entfernung aus der Welt unmöglich macht,«

(Das kann er auch in der grösten Einöde nicht, wenn er nicht sich innerlich einsam, abgezogen im Herzen von allem, was nicht Gott und Gottes ist, verhält.)

»wird also seine Kenntnisse mehr ausbilden, vollkommner und lebendiger machen können, und durch die guten Entschließungen, die er täglich jahrlang lebhaft wiederhohlt, muß er eine fast unüberwindliche, psychologische Festigkeit im Guten bekommen.«

(Besonders wenn er das Geheimniß eines unaufhörlichen Herzensgebets, der Versetzung aller Dinge in Beziehung auf Gott und Ewigkeit, einer Verwandlung von allem in göttliche Vorstellungen, in der That und Wahrheit gründlich zu verstehen und sich anzugewöhnen weiß bis zur andern Natur.)

»Das haben aber auch andre Gottseelige in der Welt erlangt. Der Vortheil des Einsamen besteht überdies darinn, daß er nicht nur das Herz, den Willen, nicht nur von Zeit zu Zeit den Verstand, sondern gewöhnlich Geist und Seele, das ganze Gemüth mit allen Kräften zu Gott und Himmel richten, erheben, halten kann. Der Zustand eines solchen Mannes muß für ihn sehr behaglich seyn; denn keine andre Freude übertrift doch die lebhaften Empfindungen einer ungeheu-[40]chelten Liebe zu Gott und Tugend, und gewisse Aussichten auf eine glückliche Ewigkeit: allein dies erweist noch nicht, daß eine solche Einsamkeit löblich oder Pflicht sey.«

(Wenn nun aber die Vorsehung des Ewigen durch verschiedne Fälle in eine solche Einsamkeit führt, darzu Gelegenheit, Kraft und Lust oder Trieb giebt, von der Welt äußerlich und innerlich losmacht, soll man denn nicht folgen? Ist es denn nicht Beruf, Pflicht, Tugend? da die einzige Angelegenheit der Ewigkeit von unendlichem Gewicht wird! zumal man andern Gleichgesinnten oder Gutwilligen und geistlich Bedürftigen damit auch in Nähe und Ferne zum ewigen Besten dienen kann.)

»Der Gedanke, Gott alles aufzuopfern ist groß, und bey einem feurigen guten Herzen sehr natürlich; aber kann diese Art des Opfers Ihm angenehm seyn?«

(Zu der Zeit Christi und der ersten Christen war das gar keine Frage. Die Apostel, die 70 Jünger, und Tausend andre verließen alles in der Welt, opferten alles Gott auf, nach dem Herzensruf Christi, Christo durchaus für das ganze Gottesreich nachzufolgen, der eiteln Welt abgestorben zu seyn, in arbeitsamer Enthaltsamkeit zu bleiben, und hernach sich zu evangelischen Boten in alle Welt frey brauchen zu lassen, worzu so ganz freie Geister erfordert wurden. Die Zeit kann vor dem Ende der Welt wohl wieder kommen, wenn je [41]vorher noch das Evangelium aller Kreatur verkündiget werden soll. Die Wahrheit, und die höchste vor allen, sollte, und will ihrer Natur nach, die allerfreyesten Herzen von der Welt haben. Wer es fassen kann, auch mitten in der Welt, der fasse es. Wer das im ganzen Grunde einsiehet, der merke drauf! Ein ganzes Brandopfer von freyem und reinem Herzen kann freylich Gott am angenehmsten seyn, wenn Gott darzu fähig, fertig und fest macht! auch im Gedränge der Welt. Denn ohne göttliche Festigkeit ists gar nicht einmal möglich, als blos in Bereitwilligkeit, die immer frisch bis zur Fertigkeit zu bringen ist, und diese muß schon in tausend Anfechtungen mehr und mehr bewährt werden. Uebrigens ists ein sinnliches Vorurtheil der Weltgeschäftigen, daß man in der Einsamkeit, in ganzer Abgeschiedenheit von der Welt, der Welt nicht zum wahren Besten dienen, nicht zum Nutzen und Heil, ja zum grösten Heil, seyn könne. Der einzige einsame Elias war zu seiner Zeit einer ganzen Welt mehr nutz in Geist und Kraft, als das ganze Volk Israel und die weise Heidenklasse darzu. Moses wurde 40 Jahr in der Wüste zum grösten heroischen Propheten und Gesetzgeber bereitet. Der gröste vom Weibe gebohrne, der einsiedlerische Johannes der Täufer wurde zum Vorläufer Christi selbst. Die Seltenheit der Exempel schadet der tiefsten Wahrheit nichts. Kann ein einsamer fester Seher Gottes uns nicht unendlich besser und mehr [42]im Geist und Wahrheit der ewigen Liebe mit Himmel und Erde durchdringendem Gebet dienen, als mit allen tausendfachen Sinnen? Die ganze Armee der Engel, die dem einsamen Propheten Elisa beistand, zeigte wohl, wo die gröste und beste Gesellschaft und der kräftigste unsichtbare Dienst zum Heil guter Menschen, eines ganzen bedrängten Volks wäre. Die concentrirteste Kraft der reinen Liebe im Unendlichen ist ja die wichtigste, stärkste, beste des Himmels für die ganze Erde.) »Eine auf Ueberzeugung gegründete Liebe zu Gott, und einige wenige, aus dem Innersten eines redlichen Herzens unter dem Drange von Geschäften zu Ihm gerichtete Gedanken sind gewiß wohl Gott so angenehm, als stundenlange Unterhaltungen mit Ihm. (Ceteris paribus utique!) Denn Er sieht nicht auf die Art unsre Gesinnungen auszudrücken, sondern auf ihre Beschaffenheit selbst. (Allerdings!) Bei Gott macht sich also der Einsiedler dadurch nicht werther.« (Das kann und soll er auch nicht denken in Erkenntniß aller seiner Unwürdigkeiten und Nichtigkeiten vor dem Unendlichen. Er ist der Einsamkeit nicht werth, wenn er nicht Gotte, im Verhältniß gegen den guten gedrängten Weltmann, noch demüthigere, noch reinere, noch schwerere Opfer seiner selbst, mitten unter den Anfechtungen der Einsamkeit selber bringt: denn jeder Stand hat seine eigene Schwierigkeiten, Gefahren, Versuchungen, Beschwer-[43]den, Leiden, der einsame so gut als jeder andere; wenn es so leicht wäre, ein standhafter selbstgenügsamer Einsamer zu seyn, wie die Welt sich etwan in ihrer Muße vorstellt, o! wie viele, die gern unabhängig von allem seyn wollten, würden nicht immerfort Einsame? können oft kaum ein Stündgen für sich und Gott allein haben! O Himmel! wie selten im Treiben aller Welt!)

»Aber er, der Einsiedler, geniest viel größeren geistigen Vergnügens, als der Geschäftsmann fähig ist.«

(Wohl wahr! Aber dagegen fühlt der Einsiedler auch oft mehr und tiefere geistige Beschwerden als der Geschäftsmann sinnliche erfährt; denn der Einsame, wenns ihm recht Ernst ist, vor Gott lauterlich zu stehen, Christi Nachfolge im Geist auf sich zu nehmen, im tiefsten allumfassenden Geistesgebet vor Gott, sieht und fühlt mehr, tiefer, schmerzlicher, was ihm am Geist hinderlich ist, oder, wenn dies nicht, was aller armen Bedrängten Seelenlast und Gefahr ist, um nicht genug zum Licht, Leben, Liebeswesen Gottes und aller Kräfte von Ihm zu kommen. Wahrlich; rechte, vor Gott rechte Einsamkeit ist kein heiliger vergnügter Müßiggang; es ist die gröste mögliche Beschäftigung von allen im Angesicht des Himmels. Der auch in tiefster Ruhe unter alles vor Gott sinkende Einsame trägt vielmehr die Last der ganzen Welt im Gemüth vor Gott, mehr als die Welt selber fühlt, [44]vielweniger sieht. Jedes Gewicht, auch der einsamsten grösten Geistesfreuden in dieser Zeit hat sein Gegengewicht der Leiden in dieser Welt, wie Christus auch bis an den Tod des Kreuzes erfahren hat, und Johannes der Täufer bis zur Enthauptung.)

»Handelt dieser, der Geschäftsmann, indessen nicht viel edler, daß er jenes größere geistige Vergnügen aufopfert, um die unleugbare Pflicht, durch gesellschaftliche Thätigkeit zur gemeinschaftlichen Glückseeligkeit das Seinige beizutragen, vollkommner zu erfüllen?«

(Vollkommner? das Thun mag im äußern sinnlichen Dienste vollständiger, mehr seyn; ob es aber im Geistigen vor Gott vollkommner zugleich erfülle, was göttliche Pflicht für den unsterblichen Nächsten will, ist eine andre Frage. Kann man beides zusammen verbinden und erfüllen, wie man soll, herrlich wohl und gut! wo aber das nicht, so ist doch wohl das rechtschaffne Geistige vor Gott zum Heil des Nächsten unendlich mehr und wichtiger, als alles Sinnliche der Weltdienste, als alle Verzehrung darinn. Was hülfe es mir, wenn ich die ganze Welt gewönne und nähme Schaden an meiner Seele? oder ließe alles Geistige in Verderben gehen über meinem Abarbeiten an blos irrdischen Diensten? Jedoch ist jederzeit der geringste Dienst, ganz mit herzlicher Liebe und Ordnung Gottes gethan, wäre es auch nur einen Stein aus dem Weg [45]zu heben, ist besser und größer vor Gott als der gröste Ministerdienst eines eiteln Großen oder Erzbischofs, der sich selbst mit Ehren und Schätzen dieser Welt bezahlt. Gebet Gotte, was Gottes ist, vor allen Dingen, so dann in Seiner Liebe und Ordnung durchaus auch jedem das Seine, soviel ihr an Geist oder Leib oder beiden zusammen vermöget, in Einsamkeit oder Gesellschaft, wie es die Vorsehung zur Pflicht fügt, das wird immer wohl das Beste seyn. Jeder sey seines Grundes, seines Haushaltens, Gotte und dem Reich Gottes in seiner Art und Fähigkeit zu dienen gewiß. Denn alles übrige vergeht. Und von jedem Haushalter der Gaben Gottes wird nicht mehr erfodert, als daß er treu erfunden werde.)

»Zur Gesellschaft war der Mensch unstreitig geschaffen.«

(Ja, freilich zuvoderst zur göttlichen über alles, zu aller himmlischen, und dann zu aller unschuldigen menschlichen, und nach dem Falle zwar zur gefallnen, aber um sie wieder aufzurichten, sie himmlisch und gottgefällig zu machen, in Liebesgemeinschaft und Gott anständigem Liebesopfer. Allein man hat ja in unsrer Welt den ersten und wichtigsten Zweck der Bestimmung zur Gesellschaft, der kein blos irrdischer, thierischer war, ganz und gar vergessen. Was heist das jetzt: zur Gesellschaft, wie alle Welt gröstentheils ist, bestimmt seyn? Zu Thiermenschen, Narren, Schälken, Zeitverder-[46]bern, listigen und frechen Verführern der Jugend und des Alters, zu halben und ganzen eingefleischten Tollhäusern beiderlei Geschlechts. Oder ist es nicht sowohl zur Vergnügung als zur Arbeit für die Gesellschaft: was ist doch der gröste Theil der arbeitenden Klasse der Menschen, als irrdische Lastthiere von Morgen bis in die späte Nacht in aller Vergessenheit und Entfremdung ihres wichtigsten Theils, der Seele, des Himmels, der Ewigkeit? Ist das des Menschen göttliche Naturbestimmung zur Gesellschaft?)

»Wer ihrer, der Gesellschaft, Pflichten sich entschlägt, um selbst dem reinsten geistigen Vergnügen beständig sich zu überlassen, ist eigennützig, und würde Gott, ohne sein irrendes Gewissen, durch seinen Gottesdienst selbst misfallen.«

(Unumgängliche, rechtschaffne Pflichten der Gesellschaft oder für die Gesellschaft, sind Arbeit und eigentliche Liebesdienste. Der Arbeit, nicht nur zum ordentlichen Unterhalt, sondern auch für Fremde, für Arme, hat sich gelegentlich kein einiger von allen Myriaden der ersten christlichen Einsamen in Afrika und Asia entzogen, und nirgends fand man freudigere, fertigere Liebesdienste als bei ihnen. Gehet hin und thut desgleichen! Der eitle Mensch aber, wie er insgemein ist, indem er dem göttlichen Zweck der Arbeit vorbeigehet, macht sich damit selbst ganz entweder zum Lastthier der Welt, oder zum Sklaven seiner eignen Begierden und Lei-[47]denschaften. Nun ists freilich allenfalls minder schädlich ein Lastthier der Welt zu seyn, als ein Sklave der Lüste zum Verderben an Seel und Leib; allein blos Lastthier zu seyn zwingt mehr theils Noth, theils Habsucht, als die Pflicht, und wie viel Unnöthiges macht nicht die Welt zur Pflicht? Wer in Noth ist, leide sie bis zur Erlösung! wer aber kann, erinnere sich des Worts Pauli: Ihr seyd theuer erkauft, werdet nicht der Menschen Knechte! der verderbensvollen Lustthiere nemlich. Denn gegen die rechtschaffnen Gutwilligen, ermahnt er, werdet immer überflüssiger in der Liebe. Bist du ein Knecht berufen, sorge deswegen nicht; doch kannst du frey werden, so brauche das viel lieber mit stillem Wesen zu arbeiten, um eigen Brod zu essen und zu haben, um was zu geben den Dürftigen. Wer als ein freyer Mensch berufen ist, der ist ein Knecht Christi; wer ledig ist, sorget was dem Herrn angehört, siehet dahin, daß es fein anständig sey, stets und unverhindert dem Herrn zu Seinem Reich dienen zu können. Paulus; der allen alles worden, und die Gesellschaftspflichten für das ganze menschliche Geschlecht unendlich mehr beobachtet hat als je ein Geschäftsmann oder Philosoph der Welt, hat doch wohl auch Verstand und Geist oder göttlichen Wahrheitssinn über alles das gehabt, mehr als die ganze Welt.)

»Aber einer frommen Einsamkeit viele Stunden zu widmen, die andre auf leere Zerstreuungen [48]verwenden, das ist edel und Pflicht. So viel von der Einsiedeley!«

(Nun da sind wir ja vollkommen einstimmig mit allen Freunden. Gott gebe Tausenden den herrlichen himmlischen Sinn des wachsenden Lichtes zum wahren edeln, ja höchsten Besten der Welt und ihrer paradiesischen Verjüngerung!)

»Der Verfasser redet überdem noch einem gewissen Enthusiasmus, den viele Schwärmerey nennen, das Wort, und tadelt diejenigen, die ihre Religion auf die Vernunft allein bauen wollen.«

(Nemlich auf die idealische, dialektische, die in der Welt noch nie mit sich selbst einig, noch immer offenbar streitig ist. Was das für ein gewisser Enthusiasmus ist, erhellt im ewigen Triebe der Vernunft, zu höchstem Recht, Licht und Gut. Eine Hauptstelle über Schwärmerey in dem Buch, die Einsamkeit der Weltüberwinder, ist folgende p. 129. »Die Rechtschaffenen wissen und merken alle, daß die Entzückung nur etwas Vorübergehendes ist, und kein Bestandwesen der Vereinigung mit Gott ausmacht; sie wissen, daß diese Vereinigung nur in der lautersten, tugendhaftesten Gottähnlichkeit zu suchen ist, worzu nicht unstete Sinnlichkeit, sondern der freie Wille, (praktisch lautre unparteiische Vernunft) unbeweglich gerichtet seyn muß.« — Wer außer aller unsteten Sinnlichkeit, nur in der lau-[49]tersten tugendhaften Gottähnlichkeit die Vereinigung mit Gott sucht, der hält sich doch wohl an die strengste gründliche praktische Vernunft, Realvernunft, der redet doch wohl keiner unlautern leeren Schwärmerey das Wort. Eine andere Stelle p. 133. »Das Geheimniß ist nur, daß dieser Verstand, der gröste lautre Verstand in der grösten jungen Einfalt, dem Herzen gleich, vollkommen ewig grundgemäß und ganz füglich angemessen, recht aufgeweckt werde.« — Dergleichen Stellen giebts in Menge, die des Autors gründlichen Sinn, der sonst auch ziemlich genau vorsichtig bestimmend zu gehen scheint, stark genug darlegen. Aber er ist ein Enthusiast der praktischen absolut rechten Vernunft, gleich grad gegen und neben alle andre, und das ist toll. Soll etwan das ein Kopfsturz gegen diejenigen, die ihre Religion auf die ideale Vernunft allein bauen wollen, seyn, was er p. 152. schreibt? »Christus hat freilich die ganze Religion zur Hauptsache des Herzens und der redlichen Einfalt vor Gott gemacht: die Weltweisen machen sie aber mit aller Gewalt zur Hauptsache des Kopfs, des Wissens und ihrer gekünstelten und Vielfältigkeit liebenden Vernunft, die nichts weniger als die göttliche gerade Einfalt liebet.« (Und Vernunft soll doch Grundgesetzkraft der Einheit seyn. Das ist ja die Klage der besten rechtschaffnen Vernünftigen selbst, die, von leerer und krummer Kunstvernünfteley weg, alles wieder gern [50]zur ersten, reinen, guten und geraden Einfalt des Verstandes und Herzens oder des ganzen Menschen gebracht sehen möchten. Des geraden klaren Oswalds Appellation an den gemeinen Menschenverstand für die Religion möchte wohl so ein kleiner purgatorischer Ventilator für die Vernünftler seyn. Was ist Schade, daß, wo der Vernunft etwa mit Tadel erwähnt wird, es nur einer angemaßten und selbst nicht gar zu vernünftigen Kunst gelten muß, nicht aber der wahren in der Welt unerkannten ewigen absolut lautern und billigen Vernunft? Zumal der Autor ewig unterscheidet zwischen Verstand und Vernunft, wie ein Kant Verstand der Vernunft vorgehen läst, den lautern allgemeinen Wahrheitsverstand, den wahren, ewigen Grundverstand augenscheinlicher Gemeinwahrheiten, den lautern Verstand des zur Erfahrungsregel unumschränkten Formeninbegriffs als wesentlichen Grund und ewigen Richtpunkt durchaus für uns angiebt, ja eben diesen Verstand in dieser unleugbaren ewigen Allgemeinheit aufs stärkste als nothwendige Richtschnur der Vernunft empfiehlt.)

»Vom Werth der innern Empfindungen: die kalten Vernünftler wären nicht im Stande die Mystiker zu beurtheilen, weil dies Erfahrungen wären, von denen sie sich keinen Begriff machen könnten.«

(Nemlich die Unerfahrnen; denn die mit Grunde Erfahrnen können das wohl. Nur wirds wenige geben [51]die in der Erfahrungsreife des lautern praktischen Geistes bis zum ewigen Grund der Seele zur Grundform des Wesens gelangt sind. Wer nicht die Linie des Aequators passirt ist, hat auch nicht die Sonne in ihrer grösten Macht gesehen und erfahren, wie die Ostindienfahrer bezeugen. Zum ewigen Gleichgewicht muß der ewige Aequator vertraut seyn. So stimmen auch alle überein, die die Reise des Geistes bis zum ewigen Ziel desselben gemacht haben, von Anfang der Welt bis jetzt.)

»Allerdings ist die Religion nicht blos für kaltblütige Ueberlegung bestimmt; auch unsere Leidenschaften, sagt Young, sind getauft, und sie können nicht zu lebhaft in geistlichen Empfindungen seyn, sobald die Grundlage derselben Vernunft (ewige lautre Lebensvernunft von der Sonne der ewigen Gerechtigkeit) ist; aber blos auf Gefühle und vorübergehende Regungen, (die nicht regelmäßige, immer in gleichen ewigen Grund fortgehende Erfahrungen sind,) alles zu bauen ist gefährlich, theils für die Sitten, indem sich in die inneren guten Gefühle oft etwas Fleischliches einmischt, wie viele Beyspiele unter Pietisten, Quäkern, Herrnhutern etc. beweisen, gefährlich selbst für den Glauben, denn ein von jenen geglaubter, hernach klärlich widerlegter Satz, macht sie das ganze System verwerfen. Der Uebergang von Schwärmerey zum Unglauben ist mehr als zu gewöhnlich.«

[52]

(Deswegen eben ist es am besten, den ganzen innern Erfahrungsweg zum höchsten Ziel auf lauter ewige Wahrheitsgründe bauen, die wie Felsen Gottes unbeweglich sind, wie die alten besten grunderfahrnen Gottesweisen gethan haben in ewiger Grundwahrheit der Gleichförmigkeit mit Gott.)

»Glücklich ist der, welcher bey einem gefühlvollen Herzen einen aufgeklärten Glauben besitzt!«

Ew.

(Und die ewige Wahrheit selber zum Leitstern! Amen, Hallelujah!)

Oriades.

Erläuterungen:

a: Rezension von Obereit 1781 in: Allgemeine deutsche Bibliothek 50, 2. St. S. 464-466.

b: Anonym 1772.