ΓΝΩΘΙ ΣΑΥΤΟΝ oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde

Herausgegeben von: Karl Philipp Moritz, Karl Friedrich Pockels und Salomon Maimon
Digitale Edition herausgegeben von Sheila Dickson und Christof Wingertszahn


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8.

Starker Glaube an die Kraft des Gebets.

Fleischbein, Johann Friedrich von

Aus einem Briefe des Herrn von F. a

den 14. Juni 1759.

den 21. Oktober 1768.

Die Frau G..., des seel. Hrn. M... Tochter, bedaure ich herzlich wegen ihrer Krankheit. Solche ist zwar durch die Nerven, wie die Medici urtheilen, allein nach meiner Meinung ist noch was anders, das die Nerven erreget, wovon ich aber weiter nichts schreiben werde.

Wann es eine Art von fallender Sucht ist, wird keine Brunencur sie heilen können. Gott allein kann sie heilen.

Sie muß in die Uebergabe an Gott völlig eingehen, sich seinem heiligen Willen unterwerfen, um diese Krankheit so lange zu dulden, als es sein heiliger Wille ist, der sie selig machen will, und zu diesem Ende ihr diese Krankheit zusendet.

Ich bete täglich, so wohl Tags als Nacht, für alle Freunde, und in meinem Gebet ist diese Frau G... allezeit eingeschlossen, wie auch die Ihrige, will sie sich von ganzem Herzen zu Gott wenden, und sich mit diesem meinem Gebet vereinigen, so wird vielleicht Gott ihr Linderung verschaffen.

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Meine ordentliche Stunde ist des Morgens von halb neun bis halb zehn Uhr, und des Nachts nach Mitternacht, welche letzte Stunde unbestimmt ist, je nachdem ich noch viel zu schreiben habe, doch insgemein von halb ein bis halb zwei Uhr.

Wann Sie sich schlaffen legt, kann Sie sich in Gedanken und im Geist, ehe Sie einschläft, mit meinem Gebet vereinigen, so wird es auch im Schlaf nach ihrem Glauben seine Wirkung haben, dann alles ist möglich dem, der da glaubet.

Morgens von halb neun bis halb zehn Uhr kann Sie sich mit meinem Gebet vereinigen, und in der Bibel und in M. G. Schriften lesen, und diese Stunde als Gott gewidmet im Gebet und Lesen, und sich in Gottes Gegenwart zu halten, zubringen.

Erläuterungen:

a: Vgl. zu Fleischbein und den Schriften der Madame Guyon, Wingertszahn 2002, S. 63-92, 99f. Wingertszahn 2005, S. 275f. und KMA 1, S. 609-611, 760-773.