ΓΝΩΘΙ ΣΑΥΤΟΝ oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde

Herausgegeben von: Karl Philipp Moritz, Karl Friedrich Pockels und Salomon Maimon
Digitale Edition herausgegeben von Sheila Dickson und Christof Wingertszahn


Startseite > Bandnavigation > Band: III, Stück: 3 (1785) >  

IV.

Nachtrag zur Seelenkrankheitsgeschichte Johann Christoph Beckers.

Donndorf, Johann August

Dieser Mann hat, so lange ich ihn kenne, immer einen etwas starren Blick gehabt. Wenn er eine Zeitlang auf etwas warten mußte, setzte er sich nieder, und war im Stande eine halbe Stunde, wohl noch länger immer starr auf einen Fleck an die Erde zu sehen. Er ist auch immer etwas leicht- [48] gläubig gewesen, und was er einmal für wahr angenommen hatte, das war kein Mensch im Stande ihm wieder auszureden. Sehr widrige Schicksale hat er, soviel ich weiß, nie gehabt, ausser daß ihm die Erziehung seiner Kinder in vorigen Zeiten wol einigen Kummer mag gemacht haben. Etwas argwöhnisch und mißtrauisch gegen andere Leute, ist er immer gewesen. Auch alsdenn, wenn ihm am Tage, oder zur Nachtzeit die Idee in den Kopf kommt, daß er umgebracht werden sollte, und er darüber die größte Angst aussteht, also ist er doch sehr furchtsam, daß seine Vorgesetzten solches erfahren mögten. Wenn ihm andre, aus Gutherzigkeit etwas zu essen geben, und nicht recht freundlich dabei aussehen, so ißt er es nicht, weil er glaubt, man wolle ihn vergiften. —

Donndorf.